Heute möchte ich Euch von einem außergewöhnlichen Familienshooting auf Zeche Zollverein in Essen erzählen. Bärbel und Sebastian und ihre zwei Mädels habe ich auf einer Hochzeit im Sommer 2020 kennengelernt. Bärbel hat mich als Hochzeitsfotografin für die standesamtliche Hochzeit ihres Schwagers engagiert, und wir haben uns gleich richtig gut verstanden. An die Hochzeit von Christian und Frank im August letzten Jahres denke ich so gerne zurück – bestimmt zeige ich Euch auch noch Bilder von der Regenbogenhochzeit. Jedenfalls war zu dieser Zeit Bärbels Welt noch in Ordnung. Doch dann geriet sie aus heiterem Himmel aus den Fugen…
Anfang November erreichte mich eine Email von Bärbel. Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag, weil mich ihre Nachricht so wahnsinnig schockiert hat. „Ich weiß gerade gar nicht, wie ich diese Mail anfangen soll. Ich würde gern sehr kurzfristig ein Shooting mit Sebastian und unseren Mädels machen.“, schrieb Bärbel. „Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, ist viel passiert. Ich habe vor einigen Wochen einen Knoten in meiner Brust entdeckt. Eine OP habe ich schon hinter mir, und nachdem der Knoten untersucht wurde, kam heraus, dass ich einen bösartigen Brustkrebs habe. Meine Heilungschancen sind sehr sehr gut, aber ich werde eine Chemo bekommen ab Mitte November. Ich hätte gerne nochmal Bilder, auf denen ich so bin wie ich jetzt bin, da ich vermute, dass ich danach anders aussehen werde.“ Ich war zutiefst erschüttert – ich hatte Bärbel als lebenslustige, junge Frau und Mama von zwei tollen Töchtern kennengelernt, die mitten im Leben steht. Und dann das! Ich musste gar nicht länger überlegen – natürlich wollte ich mit Bärbels Familie so bald wie möglich einen Termin vereinbaren, um Familienfotos zu machen. Wir schrieben noch einige Mal hin und her, und ich erfuhr, dass Bärbels Krebs auf Veranlagung basiert und so eine Chemo unumgänglich ist. „Ich hoffe einfach, ich habe ihn früh genug entdeckt, dass er noch nicht gestreut hat. Davor habe ich noch etwas Angst. Aber ich denke, irgendwie werde ich es überstehen. Im Sommer will ich im Garten sitzen und das Leben wieder genießen.“ Bärbel war positiv gestimmt und hatte sich Ziele gesetzt.
Ein Familienshooting auf Zeche Zollverein sollte es werden. Kurz bevor wir uns dann Mitte November auf Zollverein für die Familienfotos trafen, erhielt ich von Bärbel noch die erleichternde Nachricht, dass der Krebs nicht gestreut hat und sie „nur“ 6 Sitzungen Chemo brauchen wird. Im März wird Bärbel die letzte Chemo haben. Puh, das waren richtig gute Nachrichten! Ich habe mich riesig für Bärbel und ihre Familie gefreut! Kurz vor unserem Familienshooting auf Zeche Zollverein haben Bärbel und Sebastian ihre beiden Mäuse über Bärbels Krebs, die notwendige Chemo und die Konsequenzen, dass Mama nach Beginn der Chemo anders aussehen und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ihre Haare verlieren wird, aufgeklärt.
Als wir uns dann am Sonntag trafen, war die Freude trotz allem groß! Und bestes Wetter für die Familienfotos hatten wir auch – es war ein sonniger und überraschend warmer Herbsttag. Ich war erstaunt, wie gut die beiden Mädels für ihr Alter über Bärbels Krebs informiert waren. Bärbel und Sebastian gehen mit dem Thema ganz offen um, was mir auch schon durch unsere vorherigen Emails bewusst war und ich sehr gut fand. Wir hatten eine tolle Zeit auf Zollverein, und es entstanden viele, schöne Familienbilder – als Erinnerung an die Zeit vor Bärbels Chemo. Das Licht an diesem Sonntag war richtig schön, und das Laub der Bäume war herbstlich bunt gefärbt – Indian Summer im November! Die Schaukel auf Zeche Zollverein hat es den beiden Mädels besonders angetan.
Als Bärbel und ich einige Tage später miteinander schrieben, hatte sie schon ihre erste Chemo hinter sich, und es lief ganz gut, wie sie sagte. Kurz danach habe ich Bärbel die Bilder aus unserem Familienshooting auf Zeche Zollverein via Onlinegalerie gesendet. „Wir sind begeistert. Ich liebe die Bilder sehr, und sie zeigen genau das, was ich mir gewünscht habe, den letzten Abschnitt von meinem alten Leben.“ Wow, ich war total happy, dass Bärbel die Bilder so liebt und sie genau ihren Vorstellungen entsprechen. In diesem besonderen Fall war ich einfach noch viel glücklicher darüber als sonst, weil es so wichtig war. Weiter schrieb Bärbel: „Ich merke nämlich jetzt schon langsam, wie ich mich verändere, und ich denke, Ende nächster Woche wird sich auch mein Aussehen verändern. Es würde mich zumindest sehr wundern, wenn es anders kommt. Aber sicher ist, wir werden uns wiedersehen. Kann mir gut vorstellen, dass ich circa in einem Jahr nochmal schöne Fotos von mir möchte.“ Wie gerne werde ich diese Fotos mit Euch machen, liebe Bärbel!
Ich bat Bärbel darum, dass sie mir für diesen Blogbeitrag ihre Gedanken aufschreibt. „Primär habe ich oft den Gedanken, dass das Bild „Kenn‘ deine Zitronen“ [respektive „Brüste“] mir vermutlich das Leben gerettet hat. Der Krebs, den ich habe, ist ja sehr aggressiv. Ich denke, hätte ich später reagiert, dann hätte ich eine ganz andere Baustelle gehabt. So kämpfe ich gerade nur darum, wieder gesund zu werden und das vor allem für meine zwei Mäuse. Deine Bilder sind ein wichtiger Teil. Die Chemo wird mich verändern. Aktuell merke ich, wie schwach ich bin. Mein Ruhepuls liegt bei 80 Schlägen, was die Müdigkeit erklärt, und dass ich abnehme. Ich treibe quasi Sport im Liegen. Ich denke, ich werde sehr stark aus dieser Situation heraus gehen, aber nicht mehr die sein, die ich mal war. Ich hoffe einfach, dass viele, vor allem junge Frauen, diese Geschichte mitbekommen und mehr auf sich achten. Krebs fragt nicht, wie alt man ist oder wie alt die Kinder sind. Er kommt einfach und stellt alles auf den Kopf. Aber Aufgeben ist keine Option.“ Ich bewundere Bärbels Stärke und ihren Optimismus. Übrigens muss ich zugeben, dass ich das Bild – als Teil der Kampagne zu Brustkrebs – mit den 12 Zitronen in einem Eierkarton, die 12 Symptome von Brustkrebs symbolisieren sollen, bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte.
Rund 10 Tage nach unserem letzten Kontakt via Email, es war Anfang Dezember, entdeckte ich ein Foto von Bärbel auf Facebook, und mir war direkt klar, was es bedeutete. Bärbel erzählte mir bei unserem Familienshooting, dass sie noch vor der ersten Chemo gemeinsam mit Sebastian und den Mädchen eine Perücke für sich aussuchen wird, die beiden Mädels durften dabei mitentscheiden. „Vermutlich wirst du es dir schon gedacht haben, das Foto auf Facebook ist das erste mit meiner Perücke. Dienstag fing der Haarausfall an, Donnerstagabend durften unsere beiden Mäuse dann mit der Schere Mama einen neuen Haarschnitt verpassen (wann hat man dazu schon mal die Chance), und gestern wurde alles abrasiert und meine Perücke an mich angepasst. Ich sehe fast aus wie vorher. Aber gestern wurde es echt Zeit. Ich hatte die erste Stelle, an der leicht die Kopfhaut durchgeschimmert hat. Das Wochenende hätte ich wohl nicht mehr geschafft. Mittwoch bekomme ich die zweite Chemo. Bin gespannt wie es diesmal wird.“
Bärbels Geschichte hat mich wirklich mitgenommen. Dadurch wird einem erst klar, wie wichtig dieses Thema ist, unabhängig vom Alter. Und es wird einem noch bewusster, wie wichtig Fotos sind. In diesem Fall sind die Bilder eine Erinnerung an den – wie Bärbel selbst sagte – letzten Abschnitt ihres alten Lebens. Und bestimmt sind sie auch eine mentale Unterstützung und Motivation, um die bevorstehende, schwierige Zeit durchzustehen.
Ich danke Dir, Bärbel, dass ich Deine Geschichte und Eure Bilder veröffentlichen darf. Ich wünsche Dir und Deiner Familie von ganzem Herzen das Allerbeste, viel Kraft und Durchhaltevermögen, und behalte Deinen bewundernswerten Optimismus bei. Du bist so eine starke Frau! Bald hast Du es geschafft – in knapp einem Monat ist die Chemo schon vorbei!
Ich freue mich schon so sehr auf unser Wiedersehen! Fühl Dich ganz fest umarmt.
Habt Ihr auch Lust auf ein Familienshooting, um Eure Familienzeit in Bildern als Erinnerung festzuhalten? Dann meldet Euch gerne bei mir. Die Kleinen werden so schnell groß! 🙂